
Zugegeben: Innerlich hatte ich mich am heutigen Sonntagmorgen darauf eingestellt, dass wir schon für die Hessenliga planen können. Die ganze Saison bisher nur einen Sieg eingefahren, am Samstag eine heftige Klatsche gegen Heusenstamm kassiert – keine guten Voraussetzungen für den Kampf gegen Hofheim, die am Samstag recht souverän gegen unsere Schachfreunde aus Gernsheim gewonnen haben.
Aber manchmal kommt es dann doch anders als man denkt. Mit 5:3 gewinnen wir diesen wichtigen Kampf und können nun in der letzten Doppelrunde am 22./23. März in Gernsheim mit ein bisschen Glück doch noch den Klassenerhalt schaffen.

Sicher absteigen tun Platz 8-10., Gernsheim und Hofheim sind also auch noch in akuter Gefahr. Wobei keineswegs klar ist, ob es „nur“ drei Absteiger gibt. Das ist wegen der Zusammenlegung der beiden Oberligastaffeln Südwest zum Ende der Saison keineswegs sicher und hängt von verschiedenen Faktoren ab, aber um das zu erklären müsste man mir Zeilenhonorar bezahlen. Also nur so viel: es ist gut möglich, dass „nur“ drei Mannschaften absteigen. Wir brauchen also Minimum noch zwei Punkte und „passende“ Ergebnisse unserer Konkurrenten. Aber bei ausstehenden Kämpfen gegen Wiesbaden und Eppstein wird das für uns ein hartes Brett…
Die Geschichte des Wochenendes beginnt mit dem Wettkampf gegen Heusenstamm. Wir spielen unter erschwerten Bedingungen, denn in der Heusenstammer Mehrzweckhalle beginnt nach etwa einer Stunde im Raum unter uns eine kroatische Gesellschaft unter der Begleitung einer 3-Mann-Kapelle mit dem lautstarken Absingen heimischer Lieder. Ob es daran gelegen hat, dass der Kampf ausgesprochen einseitig verläuft? Denn obwohl Heusenstamm auf seine Bretter 1-3 verzichtet, sind wir chancenlos:

Der Kampf beginnt schon denkbar schlecht, weil Sergey mit Schwarz Igor Zuyev in eine auspräparierte Variante läuft. Zuyev blitzt die Eröffnung ca 20 Züge runter und am Ende hat Weiß einen starken Freibauern auf d6, der die schwarze Stellung in zwei Hälften spaltet. Vielleicht kann man die Stellung bei bestem Spiel halten, aber der Druck ist einfach zu groß und Igor in solchen Stellungen eine Macht…
Auch für Michael und Steve gibt es leider nicht viel zu vermelden. Beide stehen schon nach der Eröffnung schwierig. Gegen ihre elostärkeren Gegner leisten sie zwar noch lange Widerstand, aber am Schluss müssen beide die Waffen strecken.
An einem Gewinn schnuppert nur Vitaly, der gegen den Großmeisterkollegen Hagen Poetsch mit Weiß Druck am Damenflügel aufbaut und einen Bauern gewinnt. Leider tauscht sich dabei soviel Material ab, dass am Schluss 3 gegen 2 Bauern auf einem Flügel übrigbleiben und das ist trotz aller Mühen nicht zu gewinnen.
Ansonsten gibt es noch ein paar weitere Remis zu vermelden. Ich vergurke gegen IM Stefan Solonar die Eröffnung und bin mit Remis gut bedient. Auch Peter Dittmar hat gegen den mittlerweile 83jährigen (!) IM Klaus Klundt wohl nie etwas Greifbares. Paulus steht nach meinem Eindruck nach der Eröffnung nicht gut, befreit sich dann aber und kommt gegen seinen nominell deutlich stärkeren Gegner zu einem leistungsgerechten Unentschieden. Heiko steht in einem Sizilianer zwischenzeitlich kritisch, aber sein Gegner schafft es dann, das Malheur des Tages zu produzieren. Heiko traut seinen Augen nicht, als der FM (ELO 2364) eine Figur anpackt und damit eine eigene (!!!) Figur schlägt. Als er merkt, dass da wohl was schiefgegangen ist, stellt er die Figuren zurück und möchte einen anderen Zug machen, was Heiko mit dem regelkonformen Hinweis „berührt -geführt“ unterbindet. Leider kann Weiß mit der zuerst berührten Figur aber einen halbwegs vernünftigen Zug machen und so endet die Geschichte am Schluss in einem Remis.
Wir lassen den Abend in der Heusenstammer Innenstadt in einer gemütlichen Kneipe mit großen Schnitzeln ausklingen, aber die Stimmung ist schon etwas gedrückt.
Das ändert sich immerhin am Sonntag.

Es geht gut los. Uns wird ein Punkt kampflos geschenkt, weil Hofheim durch widrige Umstände nur 7 Spieler ans Brett bekommt, was Vitaly einen freien Tag beschert. Und dann haben wir an diesem Tag ein Ass im Ärmel und das sticht. Babak verstärkt uns und macht den vollen Punkt! Vielleicht etwas glücklich, denn sein Gegner opfert eine Figur und übersieht dabei, dass der erwartete Rückgewinn an einem gemeinen Zwischenzug scheitert. Aber die Stellung ist anschließend noch fummelig, was Babak jedoch völlig kalt lässt, er bringt die Partie sicher nach Hause.
Den dritten vollen Punkt macht Peter Dittmar. Da ist auch ein wenig Glück drin, denn als ich das letzte Mal aufs Brett schaue, ist in einem Doppelturmendspiel mit gleicher Bauernzahl eigentlich ein Remis zu erwarten. Aber sein Gegenüber, mein alter Freund IM Oliver Brendel, versucht es dann wohl mit der Brechstange und das geht schief. Peter kann vielleicht bei Gelegenheit Näheres beisteuern…
Peter hat seine Partie geschickt:
Ansonsten gibt es noch einige Unentschieden. Paulus schließt in ausgeglichener Stellung mit seinem Gegner Frieden, er ist erkennbar müde und will sein Glück nicht strapazieren. Sergey liefert sich mit Ulrich Weber ein kompliziertes taktisches Scharmützel, über das ich nicht viel sagen kann, weil ich zu diesem Zeitpunkt mit meiner eigenen Partie beschäftigt bin. Heiko hat erst klaren Vorteil, gewinnt einen Bauern und steht meines Erachtens riesig, aber dann passieren komische Sachen und am Schluss ist das Remis wohl ok. Michael spielt lange und steht am Schluss besser, macht dann aber Remis, weil wir den Kampf damit gewinnen.
Der einzige Trottel an diesem Tag bin ich. In einem ausgeglichenen Endspiel spiele ich fahrig, mache selbst für meine Verhältnisse dumme Züge und erlaube Arno Zude den Ehrentreffer. Aber das ist heute zu verschmerzen und ich kann mich immerhin daran freuen, dass Darmstadt 98 am Nachmittag gegen Schalke 04 gewinnt.






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