23. November 2024
Titel_Bad_Homburg

Bad Homburg ist Austragungsort der letzten beiden Runden dieser Oberligasaison. Der schmucke Kurort rühmt sich seiner Champagnerluft in Gestalt von Fallwinden aus dem Taunus, die angenehme Kühlung in das mondäne Städtchen bringen. Wir spielen leider nicht im örtlichen Spielcasino, aber auch das Vereinsheim im Ortsteil Gonzenheim bietet einen schönen, geräumigen Saal, wenn auch ohne Kronleuchter und Samtbehang … 
Am Samstag geht es gegen Schöneck, wie wir eine Mannschaft, die gefühlt schon ewig in der Oberliga spielen. Aber während es für uns „nur“ um die Frage geht, ob wir im Fernduell mit Heusenstamm noch Platz 2 ergattern können, geht es für Schöneck um einiges, sie stecken mitten im Abstiegskampf. Leider können wir darauf keine Rücksicht nehmen… Es wird eine einseitige Angelegenheit. Am Schluss steht es 6,5 – 1,5 für uns. Zu hoch, wenn man den Spielverlauf betrachtet, aber nie gefährdet. Daran hat Vitaly Kunin wie so oft maßgeblichen Anteil. In einer seiner Leib- und Magenvarianten im angenommenen Damengambit opfert er als Schwarzer gegen IM Konopka früh einen Bauern, bekommt dafür aber reichlich Gegenspiel. Ein schwarzer Springer tanzt durch die weißen Reihen und als er endlich vom Brett verschwindet, hat er einen weißen Turm vertilgt und Weiß geht in hoffnungsloser Stellung über die Zeit. Souveräne Vorstellung!

An den anderen Brettern dauert es etwas länger. Ich mache gegen meinen Angstgegner Moritz Nazarenus nach 25 Zügen remis und kann froh sein, dass Moritz zwischendurch eine Fortsetzung auslässt, nach der ich wahrscheinlich auseinandergeflogen wäre. Sergey spielt mit Weiß gegen FM Heinatz die Eröffnung für meinen Geschmack etwas zu verhalten und landet früh in einem ausgeglichenen Endspiel – ebenfalls remis. Und Michael Wrede verpasst gegen das Liga-Urgestein Matthias Weiß einen Bauerngewinn und wird stattdessen in den Schwitzkasten genommen, verteidigt sich aber hartnäckig und schafft ein knappes Unentschieden. 

Der Rest der Truppe lässt nichts anbrennen. Christian Böhmer hat nach der Eröffnung eine extrem unübersichtliche Stellung auf dem Brett, aber wie ich nach längerer Zeit wieder vorbeikomme, hat er extrem übersichtliche Mattdrohungen aufgestellt und sein Gegner genug. Heiko spielt mit Schwarz im Grünfeld-Inder eine interessante Partie, in der er zulässt, dass seine Bauernstellung ruiniert wird, aber dafür zum Ausgleich sehr aktives Figurenspiel erhält. Am Schluss entscheidet ein gedeckter Freibauer auf c3 die Partie – nach meinem Eindruck eine richtig gute Leistung. 

Ja, und wenn es denn mal läuft, dann läuft es. Peter Dittmar hatte bis Samstag eine Seuchensaison gespielt, aber gegen Kai-Christian Meyer beißt er scharfkantig zu. In einer hochkomplizierten Stellung leitet er im richtigen Zeitpunkt einen Königsflügelangriff ein und schafft starke Drohungen, worauf sein Gegner im 40. Zug über die Zeit geht. Geht doch! Und zum Schluss gewinnt auch noch Michael Schäfer. Ich weiß allerdings leider nicht wie, denn nach Michaels Kommentaren nach der Partie hat er die Eröffnung vermasselt, stand danach nicht gut und daran hat sich in der Folge auch nicht wirklich was geändert. Aber gewonnen hat er trotzdem… Michael, du kannst das ja bei Gelegenheit hier auflösen.

Am Abend gewinnt dann der SV Darmstadt 98 sein Heimspiel gegen Kaiserslautern mit 2:0 und ist damit wieder Spitzenreiter der 2. Fußball-Bundesliga. Ein guter Tag. 

Am Sonntag spielen wir gegen die Gastgebermannschaft aus Bad Homburg. Wenn wir gewinnen und zeitgleich Heusenstamm gegen Bad Emstal-Wolfhagen verliert sind wir Zweiter. Da können wir uns zwar nichts für kaufen, weil es nur einen Aufsteiger in die 2. Bundesliga gibt, aber erstens hat Bad Emstal schon einmal seine Mannschaft zurückgezogen und zweitens wäre es eine kleine Genugtuung, nachdem wir gegen Heusenstamm in der letzten Doppelrunde 3,5 – 4,5 verloren haben, weil Vitaly und ich genullt wurden (siehe den Bericht von der letzten Runde). Ach ja, unser Protest gegen diese Entscheidung wurde im Übrigen stattgegeben, so dass wir keine Strafen zu zahlen haben; der Wettkampf wird allerdings auch nicht wiederholt, weil das Ergebnis keinen Einfluss auf Auf- oder Abstieg hat. Aber das nur am Rande… 

Entgegen sonstigen Gewohnheiten einer Schlussrunde wird hart gekämpft. Nach dem einzigen frühen Remis von Sergey an Brett 2 bringt Heiko uns in Führung. Nach Heikos 1.e4! und einer flotten Folge von Theoriezügen im Sizilianer opfert sein Gegner etwas zweifelhaft einen Bauern für Angriff, der sich allerdings nicht einstellt. Heiko grast in aller Gemütsruhe den schwarzen Damenflügel ab, wickelt dann mit einer kleinen Taktik in ein Endspiel mit 3 Bauern für die Qualität ab und bringt den Punkt sauber nach Hause. Gut gemacht, Kleiner!

Danach passiert längere Zeit nicht viel. Ich versaue eine klar bessere Stellung zum Remis, weil ich mich zweimal weigere, nicht ganz fern liegende Gewinnzüge zu machen. Michael Wrede hat ausgangs der Eröffnung ebenfalls deutlichen Vorteil, spielt dann aber nicht konsequent und erlaubt dem Gegner Entlastung; am Schluss hat er im Turmendspiel zwar einen Bauern mehr, aber das reicht nicht zum Gewinn. Peter Dittmar steht nach der Eröffnung unter unangenehmen Stellungsdruck, verliert einen Bauern und scheint auf der Verliererstraße, aber mit Zähigkeit und etwas Nachhilfe des Gegners gelingt es ihm, gerade noch so ein Remis rauszupressen. Und unsere sichere Bank namens Vitaly kommt mit der unorthodoxen Eröffnung seines nominell deutlich schwächeren Gegners nicht zurecht und muss am Ende sogar sorgfältig spielen, um nicht entscheidend in Nachteil zu geraten. 

Damit bleiben noch die Partien von Christian Böhmer und Michael Schäfer. Christian steht nach der Eröffnung sehr gut, nach einem groben Bock dann sehr schlecht und als ich das nächste Mal hinschaue hat er die Partie gewonnen. Lieber Christian, wie wäre es an dieser Stelle mit einem Diagramm, wie du ihn besch… ähh ausgekontert hast!? 

ok – mach ich ……

Damit haben wir 4,5 Punkte und so darf unser Unglücksrabe namens Michael eine Partie verlieren, in der er zwischenzeitlich dem Vernehmen nach schon eine Figur mehr hatte… einfach schnell vergessen. 

So endet der Sonntag mit einem Erfolgserlebnis. Wir gewinnen 4,5 – 3,5, Heusenstamm verliert gleichzeitig und damit sind wir verdienter Vizemeister. Applaus, Applaus!

Schöneck rettet sich übrigens durch ein 4,5 – 3,5 gegen Gernsheim gerade noch so auf den 9. Platz und schickt mit Erfurt auch noch die dritte Mannschaft aus Thüringen in die Landesliga. Damit ist die Oberliga Ost in der nächsten Saison eine nahezu rein hessische Angelegenheit bis auf den Aufsteiger aus der Thüringenliga, der noch nicht feststeht.  

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Fazit: Wir haben eine gute Oberliga-Runde gespielt. Der Aufstieg war angesichts der übermächtigen Mannschaft aus Bad Emstal ohnehin nur theoretisch möglich. Nächste Saison ist Bad Emstal zwar weg, aber die Liga wird nochmals deutlich stärker, denn mit Oberursel und Neuberg kommen zwei Mannschaften als Absteiger aus der 2. Bundesliga zurück, die mit Sicherheit um den Aufstieg mitspielen. Es wird sich zeigen, ob wir mithalten können; leicht wird es nicht. 

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0 thoughts on “Champagnerluft beflügelt Mörlenbacher Schachspieler – Doppelsieg zum Saisonfinale!

  1. Kleine Korrektur des Autors: Empor Erfurt steigt entgegen meiner Angabe nicht ab. Laut Mitteilung des Staffelleiters trifft es vielmehr den Drittletzten der anderen Oberligastaffel – dies ist der USV Halle – aufgrund der schlechteren Vergleichswertung zu Erfurt. Somit spielen nächstes Jahr doch zwei Thüringer Mannschaften in der Oberliga Ost B.

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