16. September 2024

Ähnlich den Bundesligavereinen im Fußball, hat der Schachclub Freibauer Mörlenbach Birkenau ein Trainingslager außerhalb abgehalten, um sich auf die neue Saison vorzubereiten, die im September 2024 beginnt. Das zweitägige Trainingscamp für die aktiven Spieler war von hoher Qualität und wurde sorgfältig organisiert. Dennoch wünschten sich alle Beteiligten für kommende vergleichbare Veranstaltungen mehr Resonanz aus den eigenen Reihen.

Das Training wurde vom langjährigen Vereinstrainer Sergey Galdunts geleitet und stand allen interessierten Schachspielern im Verein sowie außerhalb des Vereins offen. Lasse Schwabedissen, einer der vielversprechenden Nachwuchsspieler im Verein, sorgte zusammen mit seiner Familie für eine perfekte Atmosphäre im idyllischen Heddesbach im Odenwald am Neckar. Mit seinen etwa 450 Einwohnern ist Heddesbach die kleinste unabhängige Gemeinde in Baden-Württemberg. Die Unterkunft, der Veranstaltungsort sowie das Essen und Trinken ermöglichten einen reibungslosen Ablauf der Wochenendveranstaltung.

Der Schachverein im Weschnitztal steht vor großen Herausforderungen in der neuen Saison. Die erste Mannschaft wird hart kämpfen müssen, um einen der Qualifikationsplätze für die neue Oberliga Hessen-Pfalz-Saarland zu ergattern. Bei starker hessischer Konkurrenz, besitzt die Mannschaft aufgrund der Spielerqualität durchaus Chancen, wenn sie ihr Potential an den Brettern abrufen kann. Die zweite Mannschaft hat in der zurückliegenden Saison den direkten Wiederaufstieg in die Landesklasse Süd geschafft und strebt nun den Klassenerhalt an. Die dritte Mannschaft musste in der letzten Saison leider aus der Bezirksoberliga absteigen, wenn die Mannschaft zusammenbleibt und gut organisiert wird, ist ein direkter Wiederaufstieg in die Bezirksklasse im kommenden Jahr möglich.

Sergey Galdunts gab den anwesenden Spielern, acht Wochen vor Saisonbeginn, wertvolles Feedback mit auf dem Weg, wie man sich im Schach auch als Amateur sportlich verbessern kann. Er verglich das notwendige tägliche Training eher mit einem Marathon als mit einem Sprint. Obwohl es für den Trainierenden unbequem und mühsam sein kann, ist das Ziel, sich langsam aber stetig zu verbessern – schnelle Erfolge sind selten. Galdunts warnte außerdem vor zu wenig selbstständigem Denken.

Im Wettkampfschach haben sich hocheffiziente Computerbasierte Analysenmodule etabliert, sogenannte „ chess engines”. Diese werden breit aber oft falsch verwendet. Sie zeigen zwar objektiv Fehler und gute Züge auf, aber der Schachspieler entwickelt dabei kein eigenes Gefühl dafür, warum bestimmte Züge Fehler oder Glanzstücke sind. Galdunts empfahl, Computer zu nutzen, um die stetig wachsende Datenflut an Schachinformationen zu kanalisieren, aber nicht, die eigene Denkarbeit abzugeben. Sehr viele Spieler, auch im eigenen Verein, geraten in eine Sackgasse, wenn sie nach einer gespielten Partie schnell die Engine nach Fehlern und Verbesserungen durchsuchen lassen, ohne selbst eigene Energie in die Analysearbeit zu investieren. Obwohl so dann die Fehler dann objektiv und schnell erkannt sind, bleibt bei den Spielern immer weniger für die nächsten Partien hängen. Galdunts’ Trainingsprogramm setzt dagegen stark auf eigenes Denken, auch wenn es unvollständig sein mag – eine interessante Alternative, um aus der Sackgasse herauszukommen.“

In mehr als acht unabhängigen Trainingseinheiten beschäftigten sich die Teilnehmer intensiv mit Lösungen für taktische Beispiele. Verschiedene Eröffnungssysteme, wie die Caro-Kann-Verteidigung, wurden detailliert und gemeinsam von allen Teilnehmern ohne Computer analysiert. Das Programm umfasste auch Fragen zur Verbesserung von Kenntnissen und Fähigkeiten im Endspiel – der letzten Phase vieler Schachpartien – für Amateurspieler. Insgesamt war das Programm anspruchsvoll, vergleichbar mit einer Konditionseinheit im körperlichen Sport, aber äußerst abwechslungsreich.

Trotz einiger kurzfristiger Absagen wichtiger aktiver Spieler war die Premiere des Trainingslagers im Schachclub ein voller Erfolg. Die Beteiligten waren sich schnell einig, dass solche Trainingslager äußerst lohnenswert sind und eine baldige Wiederholung in Erwägung gezogen werden sollte, vorausgesetzt natürlich, dass diese Veranstaltungsart eine größere Resonanz aus unserem eigenen Verein erhält. Im kleineren Maßstab steht jedem aktivem Spieler im Verein das Leistungstraining am offen, das Mittwochs alternierend vor Ort im Bürgerhaus Mörlenbach oder online geleitet wird von Sergey Galdunts.

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