Die dritte Runde der Oberliga Südwest führt uns am Sonntag zu den Schachfreunden nach Gernsheim. Unser Matchplan ist klar und stammt von Sepp Herberger: Vorne Vorteile nützen und hinten den Laden dichthalten. Denn so sieht die Sache im Gegnervergleich aus:
Leider geht der Plan nur teilweise auf. Vorne schlagen wir zwar zu, aber hinten gibt es die große Rochade mit Anhänger. Ein 0-4 an den letzten vier Brettern – das tut weh. Und so verlieren wir diesen wichtigen Kampf knapp, aber letztlich verdient mit 3,5 – 4,5 und beschauen uns die Tabelle jetzt von unten:
Die Tabelle ist ein wenig verzerrt, weil einige Mannschaften (so wie wir) erst drei Runden gespielt haben, die anderen dagegen bereits vier. Aber der Trend ist gesetzt, denn Gernsheim war ein Gegner auf Augenhöhe. Leider machen wir zu wenig aus unseren Chancen…
Der Sonntagmorgen geht ruhig los mit einem frühen Remis von Sergey an Brett 2; in einer italienischen Partie wird schnell viel getauscht und dann sind nur noch Türme und ungleiche Läufer auf dem Brett, das Remis ist die logische Folge. Ansonsten beginnt ein langer Arbeitstag. Ich schaue mich nach einer Stunde mal so um und habe das erste Mal flaue Gefühle, als ich die Stellung von Paulus sehe. Der hat irgendwie keinen Plan. Eben hat er seinen Turm von f8 nach d8 gezogen und im nächsten Zug zieht er ihn gerade wieder zurück. Kurz darauf steht Weiß schon mit gezogener Pistole vor dem schwarzen König… Michael Wrede hat einen Bauern geopfert, aber keine Kompensation, im Gegenteil tanzen schwarze Figuren im Zentrum herum. Peter Dittmars Gegner macht mächtig Dampf am Königsflügel, Christian neben mir hat eine ruhige, aber etwas gedrückt wirkende Stellung. Selbst Vitaly hat aus der Eröffnung mit Weiß nichts rausgeholt. Nur Heiko steht wohl gut, was ich daraus schließe, dass sein Gegner Holger Dietz ständig den Kopf schüttelt. Ich beschließe, mich erst einmal nur um meine Partie zu kümmern, die ist kompliziert genug.
Ungefähr 2,5 Stunden später ist es mir dann tatsächlich gelungen, einen Bauern einzuheimsen und durch die Zeitnot zu bringen, so dass nach der ersten Zeitkontrolle (wir spielen 40 Züge in 90 Minuten + 30 sec Inkrement ab dem 1. Zug, danach gibt es nochmal 50 Minuten + 30 sec Inkrement für den Rest) ein gewinnverheißendes Endspiel auf dem Brett steht. Zeit, sich einmal nach dem Rest zu erkunden. Und da blicke ich in Gesichter aus Leid und Elend. Es steht schon 4,5 – 0,5 gegen uns. Leider kann ich zu den Gründen nicht viel sagen, außer dass Heiko in besserer, allerdings auch komplizierter Stellung ungenau fortsetzt und Holger Dietz damit die Gelegenheit zu einem Figurenopfer gibt, durch das er 3 Bauern plus Aktivität bekommt. Heiko schafft es dann nicht, die Koordination seiner Figuren herzustellen und übersieht zum Schluss einen heimtückischen Abzug, durch den ein Turm vom Brett geht. Schade…
Die positiven Nachrichten sind darum leider nur noch kosmetischer Natur. Ich zwinge alle zum Warten, weil mein Gegner unglaublich zäh verteidigt und erst nach knapp 6 Stunden die Hand rüberreicht. Vitaly hat zwischenzeitlich „natürlich“ gewonnen, als ich einmal kurz rüber schaue, hat er irgendwie einen Bauern nach g6 gebracht und der läuft dann locker zur Dame.
Einen kleinen Lichtblick hat der Tag dann aber doch noch. Denn Christian spielt mit Schwarz gegen den 200 ELO-Punkte stärkeren FM Vitaly Braun eine ganz feine Konterpartie:
Stark vorgetragen und eine Genugtuung für Christian, der in letzter Zeit mit sich und seinen Partien öfter mal haderte.
Und so geht es jetzt weiter:
Ausrichter: FB Mörlenbach-Birkenau | NSR Roland Schmitt | ||||||
Sa | 01.02.25 | 14:00 | SK 1980 Gernsheim | − | Sfr. Wolfhagen II | — | |
Sa | 01.02.25 | 14:00 | FB Mörlenbach-Birkenau | − | SF Neuberg | — | |
So | 02.02.25 | 10:00 | Sfr. Wolfhagen II | − | FB Mörlenbach-Birkenau | — | |
So | 02.02.25 | 10:00 | SF Neuberg | − | SK 1980 Gernsheim |
Heimspiele also! Am Samstag gegen Neuberg, am Sonntag gegen Wolfhagen II. Letztere sind Tabellenführer und kommen mit einer Truppe von ukrainischen Profis, das wird keine leichte Aufgabe (hüstel). Umso wichtiger der Kampf gegen Neuberg, die ich als etwa gleichstark einschätze. Schlachtenbummler und Hilfswillige sind gern gesehen!