Los geht’s in die neugegründete Oberliga Südwest. Nach der Auflösung der Oberliga Hessen-Thüringen bildet Hessen jetzt eine Ländergemeinschaft mit dem Saarland und Rheinland-Pfalz, aufgeteilt in eine Staffel A – da tummeln sich die hessischen Teams – und eine Staffel B – mit den Mannschaften aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz. Beide Staffeln mit jeweils 10 Teams verschmelzen dann nächstes Jahr zu einer Staffel mit 12 Mannschaften. Das heißt: Aus jeder Staffel steigen wohl vier, möglicherweise sogar fünf Mannschaften ab! Das wird für uns eine Zittersaison, nachdem wir ja schon letztes Jahr erst auf den letzten Drücker die Klasse gehalten haben…
Aber der Start glückt. Samstag sammeln wir gegen Bad Homburg die beiden ersten Punkte. Und beinahe wären es sogar vier geworden, wenn wir nicht am Sonntag gegen Oberursel erst kein Glück haben und dann auch noch Pech dazukommt… aber der Reihe nach.
Beginnen wir Samstag, 14.00 Uhr, mit dem Wettkampf gegen Bad Homburg. Ein Duell auf Augenhöhe, das wir nach hartem Kampf gewinnen:
Dabei stehen die Vorzeichen nicht günstig, denn bei uns fehlen krankheitsbedingt einige Stammkräfte, so dass Joshua Firus zu seinem Oberliga-Debüt kommt. Leider verliert er seine Partien, aber gegen deutlich stärkere Gegner wehrt er sich mit kratzen, beißen, treten und hat am Sonntag Pech, denn da war zwischenzeitlich ein Remis drin. Das wird noch was mit dem jungen Mann…
Ansonsten beginnt der Kampf verheißungsvoll. Nach einem eher ereignisarmen Remis zwischen Jonas Lenz und Sergey Galdunts im Katalanen bringt uns Paulus Wohlfahrt in Front. Sein Gegner Ralf Dunsbach packt das Budapester Gambit aus (1.d4 Sf6 2.c4 e5!?), beißt sich aber an Paulus profunden Theoriekenntnissen die Zähne aus. Der verteidigt den Mehrbauern und wickelt in ein Endspiel ab, in dem er nicht nur den Mehrbauern, sondern auch die bessere Stellung besitzt. Start-Ziel-Sieg!
Ähnlich einseitig verläuft der Kampf am Spitzenbrett. Vitalys Gegner, Behrang Sadeghi, hat sich nach eigener Aussage stundenlang auf Vitaly vorbereitet, um am Brett nach genau zwei Zügen aus seiner Vorbereitung zu sein… ich vermute, dass Behrang danach schon ein geschlagener Mann war. Jedenfalls kriegt er in der Partie kein Bein auf den Boden, steht schnell passiv, dann geht eine Qualität über Bord und bald danach ist Schluss. 2,5 – 0,5 für die Freibauern und Optimismus kommt auf, zumal Christian Böhmer eine etwas passive Stellung gegen Walter Schmidt mit Zähigkeit verteidigt, bis der Bad Homburger selbst remis anbietet.
Die restlichen Partien laufen weniger gut. Joshi steht schon nach der Eröffnung schlecht, weil er in einem Grünfeldinder die Theorie nicht richtig kennt, und gerät trotz erfindungsreicher Verteidigung bald in eine Verluststellung. Bei Heiko wandelt sich der Eröffnungsvorteil langsam in einen Mittelspielnachteil, Peter Dittmar wird langsam, aber sicher in die Defensive gedrängt und ich weiß auch nicht so recht, wo ich meine Figuren hinstellen soll.
Aber heute ist die Schachgöttin mit uns. Heiko nutzt einen Fehler seines Gegners aus und lässt einen Bauern zur Dame laufen, was sein Gegner nur unter Figurenverlust verhindern kann. Und ich habe Glück, dass ein von mir komplett übersehener Zug die Möglichkeit zu einem durchschlagenden Qualitätsopfer eröffnet, wonach ich eine Gewinnstellung bekomme. Mein Gegner leistet zwar noch erbitterten Widerstand, aber am Schluss nach über sechs Stunden steht es 1:0 und wir haben den Sieg geschafft. Da ist es nur ein Wermutstropfen, dass Peter seine Partie am Ende sogar noch verliert.
Am Sonntag geht es dann gegen Oberursel, einen der Aufstiegsfavoriten. Und sie treten mit der vollen Kapelle an. Sieben Titelträger gehen für unseren Gegner an den Start und am Schluss verlieren wir 3 : 5:
Aber mit ein bisschen Glück hätten wir den Kampf auch gewinnen oder jedenfalls unentschieden gestalten können. Klar sind eigentlich nur zwei Partien. Ich fange mal mit mir selbst an, weil ich in der Eröffnung einen kapitalen Bock schieße und danach eine -3,5 Stellung verwalte. Boris Margolin gibt sich zwar noch Mühe, es in die Länge zu ziehen, aber im 70. Zug und nach über 6 Stunden muss ich die Hand rüberreichen. Ein gruseliger Tag.
Ähnlich dürfte Heiko denken, der gegen IM Dubiel aus prinzipiellen Gründen die gleiche Gurkenvariante wie in der letzten Saison spielt. Letztes Jahr: 0-1 nach 40 Zügen, dieses Jahr: 0-1 nach 34. Ich habe ja nichts gegen Prinzipien, aber…
Dafür läuft es an anderen Brettern gut. Vitaly – ja, was soll man zu dem Mann sagen? Spielt mit Schwarz zum ersten Mal in seinem Leben Caro-Cann, steht nach der Eröffnung schon bequem, beginnt dann mit einem Angriff auf den lang rochierten weißen König und bringt ihn bald darauf zur Strecke. Chapeau!
Sergey hat heute auch was vor und setzt seinen Gegner in einem klassischen Franzosen mächtig unter Druck, gewinnt einen Bauern und beim flüchtigen Vorbeischauen scheint es mir, als wenn er eine Gewinnstellung hat. Aber es ist wohl deutlich schwerer als gedacht, auf einmal ist der Mehrbauer wieder weg und in dem verbleibenden Endspiel muss sich dann plötzlich Sergey strecken, um nicht Probleme zu bekommen – remis.
Bitter wird es dann bei Christian. In einem Damenbauernspiel lässt er den König in der Mitte stehen und beginnt einen interessanten Königsangriff, bei dem er deutlichen Vorteil hat. Gefühlt muss Schwarz platt sein. Aber dann kommt die Zeitnot… in wohl immer noch besserer Stellung übersieht Christian einen taktischen Trick und danach (ich habe es nur mit einem halben Auge gesehen, kann also sein, dass ich fabuliere) ist wohl eine Figur weg. 0:1
(Das ist die Stellung von der Georg spricht, Weiss hat eine Variante die zum Remis führt, leider nicht mehr – wer findet sie?)
Da waren sie, unsere verpassten Chancen. Man muss allerdings fairerweise dazu sagen, dass Paulus – na, mindestens mal verdächtig steht. Gegen die Internationale Meisterin leistet er aber mit Minusbauern erbitterten Widerstand und plötzlich rast ein lange Zeit unscheinbarer Bauer auf der h-Linie zur Dame.
Ganz stark, vor allem, weil Paulus eine solche Partien vor ein, zwei Jahren ganz sicher verloren hätte. Aber er hat zurzeit eine enorme mentale Stärke – sehr beeindruckend.
Der Rest ist schnell erzählt. Peter Dittmar spielt gegen den erfahrenen IM Michaelsen um den vollen Punkt, aber hat wohl nie echten Vorteil und im Endspiel ist alles ausgeglichen. Joshua kämpft lange in einem Turmendspiel ums Remis, welches nach Aussage von Vitaly auch möglich war, aber am Schluss setzt sich leider die deutlich höhere Wertungszahl seines Gegners durch.
Ja, schade. Aber Oberursel ist sicher nicht unser Maßstab für diese Saison und dass wir gegen eine hochdotierte Mannschaft lange mitgehalten haben, macht Hoffnung. Am Sonntag, 12.01.25, geht es weiter mit einem Auswärtsspiel in Gernsheim. Wir sind optimistisch….